Abdurrahim Vural

 

Prof. h.c. Dr. h.c. Abdurrahim Vural

Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft in Deutschland

 

Geburtsjahr     : 01.07.1968

Geburtsort      : Samsun, Türkei

Nationalität     : Türkisch

Verheiratet      : seit 1999

Lebensort        : Berlin (Deutschland)

Beruf              : Professor, Jurist

Studium          : Universität Potsdam / Juristische Fakultät

Religion          : Islam

 

Abdurrahim Vural (geb. 1968.07.01, Çarşamba, Samsun, Türkei), Professor, Jurist und Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft in Deutschland.

 

 

1.Die ersten Jahre

 

Jugend und Bildung

 

A. Vural wurde 1968 im Dorf Aşıklı der Stadt Samsun am Schwarzen Meer, Provinz Çarşamba geboren. Er ist der zweite Sohn von Abdullah Vural (Vater) und Rahime Vural (Mutter). Die Eltern waren als Bauern im landwirtschaftlichen Betrieb (Reisfeld) beschäftigt. In einem Interview sagte A. Vural einmal, „Es gab jedes Mal Streit wegen der kontinuierlichen Wasserversorgung zwischen den Familien, die im landwirtschaftlichen Betrieb tätig waren.“

 

Er blieb bis zum 12. Lebensjahr im Dorf Aşıklı. 1974-79 besuchte er die Bayramlı Grundschule. Im Alter von 12 Jahren kam er zu seinem Vater nach Berlin. Sein erstes zuhause war in der Obentrautstraße 29 in Berlin-Kreuzberg, wo vorwiegend Gastarbeiter türkischer Herkunft lebten.

 

A. Vural setzte seinen Bildungsweg in Berlin fort. Im September des Jahres 1980 meldete er sich in einer Vorbereitungsklasse (6.Klasse) der Kurt-Schumacher-Grundschule an. 1981, nachdem er die 6.Klasse beendet hatte, ging er auf die Carl Friedrich Zelter Oberschule. Er beteiligte sich an einem Deutschkurs in der Volkshochschule (VHS). 1991 absolvierte er das Lichtenberg Kolleg mit Abitur. 1997 schloss A. Vural das Jura Studium an der Universität Potsdam ab. Das Referendariat beendete er erfolgreich im Jahr 2000.

 

 

2. Politisches Leben

 

a) Bekanntschaft mit dem Islam und die Jahre in der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş

 

1983 trat A. Vural in die islamischen Gemeinden in Berlin ein. Er nahm im gleichen Jahr an einer Freitagspredigt des Vorsitzenden der Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) Kommission Cemalettin Kaplan von Milli Görüs in der Emir Sultan Moschee in Berlin teil. Von dieser Predigt war er tiefst beeindruckt. A. Vural besuchte später Moscheen von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, von Islamischen Kultur Zentren und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion. Er nahm auch an Privatunterricht teil, wo er Arabisch, islamisches Recht und den Koran lernte.

 

Im gleichen Zeitraum machte A. Vural außerdem die Bekanntschaft mit führenden Politikern der Wohlfahrtspartei (Refah Partisi) wie Şevket Kazan, Oğuzhan Asiltürk, Süleyman Arif Emre, İbrahim Halil Çelik, Hasan Hüseyin Ceylan, Halil Ürün, Tayyip Erdoğan, Şevki Yılmaz, Melih Gökçek, Mustafa Kamalak.

 

A. Vural zeigte in einer kurzen Zeit große Fortschritte innerhalb der Islamischen Gemeinde und nahm an allen Sitzungen teil. Mit 15 Jahren wurde er zum Ehrenmitgliedder Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş ernannt. Im gleichen Zeitraum betätigte er sich aktiv im Jugendvorstand der Moschee Emir Sultan und arbeitete auch auf dieser Ebene als Sekretär.

 

Mit 17 Jahren hat A. Vural den ehemaligen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan, während einer Beerdigung des ehemaligen Vorsitzenden der Milli Görüs, Dr. Zeynel Abidin, kennengelernt. Später nahm A. Vural an allen Aktivitäten der Organisation teil und wurde somit einer der führenden Person innerhalb der Milli Görüş.

 

Seit 1990 ist er Mitglied der Islamischen Religionsgemeinschaft, die am 1. März 1990 in der ehemaligen DDR gegründet wurde und seit 1999 ist er dessen Präsident. Diese Islamische Religionsgemeinschaft ist durch die damalige Modrow Regierung in der DDR als eine Religionsgemeinschaft Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt worden.

 

Mit 21 Jahren war A. Vural als Rechtsberater bei der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, der Islamischen Föderation, der Islam Vakfi ( Stiftung ) sowie in Mitgliedsvereinen dieser Einrichtungen beschäftigt. Er hat mit den Vorsitzenden der Milli Görüş Ali Yüksel und Osman Yumakoğulları eng zusammengearbeitet, die ihm auch spirituell unterstützt haben.

 

1991 verhinderte A. Vural beim Berliner Verfassungsgerichtshof die Räumung gegen die Hagia Sophia Moschee in Berlin. Trotz Beharrlichkeit der ehemaligen Ausländerbeauftragten des Berliner Senats, Barbara John, hat A. Vural es geschafft, die Beobachtung der Islamischen Föderation durch den Berliner Verfassungsschutz einzustellen, sowie die Erwähnung in den Verfassungsschutzberichten zu beenden.

 

A. Vural hat als führende Kraft die Verwaltungs- und Projektarbeiten in dem Verband der Vereine, wie der Islamischen Föderation, Islamischen Stiftung, Islamischen Religionsgemeinschaft und Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş, zielstrebig gewirkt. Er vertrat diese Einrichtungen sowie die Mitglieder dieser Einrichtungen gegenüber Behörden, der Öffentlichkeit und den Gerichten.

 

1993 wurde er Gastmitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU). 1994 bekam er den Status der Vollmitgliedschaft und wurde somit das erste offizielle türkisch-stämmige Mitglied der Partei (CDU).

 

In der türkischen Botschaft und dem Generalkonsulat Berlins nahm A. Vural an sämtlichen Versammlungen teil und seine Anwesenheit und konstruktiven Beiträge waren sehr geschätzt. Er bereitete Info-Dossiers unter der Überschrift „Die Lage der Türkischen und Moslemischen Gemeinschaft in Deutschland“ für türkische Politiker und Abgeordnete, die zu Besuch in Berlin anwesend waren. Unter Ihnen waren unter anderem auch der 9. Präsident der Türkei Süleyman Demirel und der ehemalige Ministerpräsident Necmettin Erbakan.

 

1996 bekam A. Vural von dem ehemaligen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan das Angebot, als Auslandsvertreter in Deutschland zu arbeiten. Doch kurz nach dem Sturz der Koalitionsregierung REFAHYOL war dieser Dienst (Posten) nicht mehr möglich.

Zwischen 1993-96 war A. Vural 3 Jahre bei dem Bildungsattaché des türkischen Generalkonsulates in Berlin als Berater im Ehrenamt tätig.

 

1996 erwirkte er beim Bundessozialgericht ein Grundsatzurteil und ermöglichte den Eltern, deren Kinder sich in der Türkei für Schul- und Studienzwecke befinden, Kindergeld nach deutschen Verhältnissen zu bekommen.

 

A. Vural erstritt im Jahr 1999 beim Oberverwaltungsgericht und im Jahr 2000 beim Bundesverwaltungsgericht die Erteilung des islamischen Religionsunterricht an den deutschen Schulen und ermöglichte somit das Recht auf Religionsunterricht der muslimischen Kinder an Berliner Grundschulen bis hin zum Gymnasium durch die Islamische Föderation. Trotz einer rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidung hinderte Klaus Böger, der Senator des Landes Berlin für Bildung, Jugend und Sport, den Eintritt der Islamischen Föderation an den Schulen. Daraufhin beantragte A. Vural im Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Berlin gegen Herrn Böger, wegen Missachtung rechtskräftiger gerichtlicher Entscheidungen, eine Summe von 200.000,00 DM Zwangsgeld festzusetzen und bei Nichtzahlung ersatzweise eine Zwangshaft bis zu sechs Monaten anzuordnen. Das Gericht gab grünes Licht für diese Anträge. Daraufhin hat die Schulbehörde das Urteil anerkannt und die Islamische Föderation in den Schulen zugelassen.

 

1999 erstritt A. Vural zudem vor dem Oberverwaltungsgericht die offizielle Anerkennung der Islamischen Föderation als islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland. Die islamische Föderation ist seitdem als einzige islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland anerkannt.

 

Mit der engen Zusammenarbeit der öffentlichen Behörden gelang es A. Vural zahlreiche Moscheen, die sich im Untergeschoss von Häusern oder im Hinterhof befanden dort rauszuholen und sie in einem Kulturzentrum umzuwandeln. Gleichzeitig war A. Vural die führende Person, die es ermöglicht hat, jedes Jahr am 3. Oktober bundesweit in Moscheen den „Tag der offenen Tür“ zu organisieren.

 

Wegen Bezug der Zeitschrift „Ümmet-i Muhammed“ (Die Gemeinde Mohammeds, offizieller Verbandsorgan der Kaplan Bewegung) wurde seine Wohnung im Jahr 2003 durchsucht. Das Amtsgericht in Tiergarten und die Staatsanwaltschaft Berlin beschuldigten A. Vural Mitglied der verbotenen Kaplan Bewegung zu sein. Später wurde festgestellt, dass diese Vorwürfe unrichtig waren. Das Verfahren wurde eingestellt.

 

Zusammen mit dem Präsidenten der Islamischen Föderation Nail Dural traf sich A. Vural im Jahr 2003 mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Adlon Hotel Berlin zum Erfahrungsaustausch.

 

Im Fall Hatun Sürücü (2005) verteidigte A. Vural die Schwester Arzu Sürücü als Nebenkläger und forderte härtere Strafen für die Täter.

 

Im Jahre 2005 traf sich A. Vural mit dem ehemaligen Präsidenten der DDR, Lothar de Maiziere, der während der DDR Regierung Minister für Kirchenfragen war und die Islamische Religionsgemeinschaft durch den DDR Ministerrat als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkennen ließ. Herr de Maiziere bot seine politische und juristische Hilfe an, die von A. Vural angenommen wurde. Herr de Maiziere betonte in diesem Gespräch ausdrücklich, dass die Anerkennung in der DDR für die Islamische Religionsgemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland ohne besondere Anerkennung der Bundes- und Landesbehörden automatisch nach Einigungsvertrag fortgelte und er sich energisch hierfür bei Verhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland als ehemaliger Präsident der DDR eingesetzt hat, dass sämtliche Entscheidungen der DDR ( auch falsche Entscheidungen )- Regierung nach Einigungsvertrag in der Bundesrepublik Deutschland fortgelten müssen.

 

Um für die Muslimischen Lehrerinnen in Deutschland das Recht zu erstreiten mit Ihren Kopftüchern zu unterrichten, hat A. Vural bundesweit in den Jahren zwischen 2005 und 2006, bei allen Landesverfassungsgerichten der Bundesländern Verfassungsklagen erhoben. Diese Klagen hatten teilweise Erfolg. Zur gleichen Zeit forderte er das Land Berlin und die Bundesrepublik Deutschland auf, mit der Islamischen Religionsgemeinschaft einen Staatsvertrag abzuschließen. Er berief sich auf das Gleichbehandlungsprinzip mit großen Kirchen, da der Staat mit diesen Kirchen bereits Staatsverträge abgeschlossen hatte.

 

A. Vural kann als weiteren Erfolg verzeichnen, dass er die Abschiebung gegen den Imam Yakup Taşçı vor dem Bundesverfassungsgericht im Eilverfahren stoppte. Herrn Taşçı wurde vorgeworfen, in der Moschee Mevlana gegen die westliche Welt zu predigen.    

 

2006 unterzeichnete A. Vural eine Grundsatzvereinbarung mit dem Rektor der Humboldt Universität Christoph Markschies, um eine islamische Theologische Fakultät an der Humboldt Universität zu gründen.

 

Auch 2006 wurde A. Vural eine Mitgliedschaft von der „Friedrich Wilhelm Pythagoras – Loge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland“ angeboten. Doch A. Vural lehnte diesen Vorschlag ab.

 

Zwischen den Jahren 2009 und 2010 besuchte A. Vural im Namen der Islamischen Religionsgemeinschaft insgesamt über 200 Botschaften in Berlin und begann den Prozess des Islam Dialogs mit diesen.

 

Auf Grund der Erfolge im politischen, kulturellen, spirituellen und ehrenamtlichen Engagement wurde A. Vural im Jahr 2009 für das Bundesverdienstkreuz nominiert. Nach der Verhaftung von A. Vural wurde allerdings diese Entscheidung vom Land Berlin aufgehoben.

 

Im Jahr 2007 war A. Vural gezwungen, seinen Weg mit der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş sich zu trennen. Der Grund waren die Warnungen und der systematische Druck gegen die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş seitens des Bundesverfassungsschutzes. Zur gleichen Zeit trat A. Vural unter Druck der Verfassungsschutzbehörden aus der Islamischen Föderation und der Islamischen Stiftung offiziell zurück. Seine Aufgaben hatte er aber innerhalb der Islamischen Religionsgemeinschaft weitergeführt.  

 

In zahlreichen Webseiten der rechtsextremistischen und islamfeindlichen Szene, die häufig Migranten und den Islam beleidigen wird A. Vural als Zielscheibe dargestellt. Auch sein Name befindet sich in der Todesliste, die in diesen Seiten veröffentlicht sind.

 

Heute kämpft A. Vural als der Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft in Deutschland, um die Anerkennung der Islamischen Religionsgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts, damit der Islam wie die großen Kirchen gleichberechtigt behandelt werden, sowie gilt sein Kampf um die Integration der Muslime in dieser Gesellschaft.