Islamische Religionsgemeinschaft 

     

Körperschaft des öffentlichen Rechts

 

 

Begründung zum Vorschlag zur Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz

 

für:        Herrn Abdurrahim Vural

              geb. am 01.07.1968

              Wohnort: Xantener Str. 8, 10707 Berlin

 

in Anerkennung seiner besonderen beruflichen Leistungen und seines bedeutenden Lebenswerkes.

 

Herr Vural hat ein großes Lebenswerk in Deutschland geschaffen. Er etablierte die Islamische Religions- und Glaubensgemeinschaft in Deutschland und hat sie gesellschaftsfähig gemacht. Darüber hinaus setzte er sich seit Jahren für die Probleme der Immigranten in Europa und Deutschland in aufopferungsvoller Weise ein.

 

Er hat überdurchschnittlich große Erfahrungen in der Forschung von Zuwanderern und Zuwanderinnen aus der Türkei in Europa, Deutschland und in Berlin im speziellen gesammelt und ein Konzept der Integration entwickelt, welches richtungsweisend für Europa wurde.

Herr Vural erarbeitete ein Positionspapier, indem die Migrationspolitik systematisiert und ein Spektrum analysiert hat, welches sowohl die Arbeitsmarktintegration untersuchte, als auch die Zuwanderungspolitik interpretierte und in ihren Strukturen aufzeigte.

 

Er hat die Auswirkungen auf die Arbeits- und Lebensbedingungen untersucht und dabei sowohl den aufenthaltsrechtlichen und arbeitsrechtlichen Rahmen juristisch aufgearbeitet und den betroffenen Bürgern Hilfestellung zu teil werden lassen. Dabei hat er sich hohe Anerkennung als geschätzter Ansprechpartner erarbeitet.

Als Rechtsgelehrter mit der besonderen Leidenschaft für die prekäre Lage der Immigranten hat er neue Erkenntnisse der Arbeitsmigration aus der Praxis erforscht und analysiert und diese Forschungsergebnisse nicht nur der Fachöffentlichkeit, sondern auch in internationalen Kongressen vorgestellt und ist damit weit über die Grenzen Deutschlands bekannt geworden.

 

Die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Arbeit haben Eingang gefunden in einer Vielzahl von Veranstaltungen.

Als Dozent an verschiedenen Fortbildungs-Akademien hat er wesentlich zur Aufklärung über Problemlage der Situation der prekarisierten (Arbeits)Migranten beigetragen, mit all seinen Ausprägungen bis hin zu den Entwicklungs- und emotionalen Störungen von Kindern und Jugendlichen, aber besonders von älteren Bürgern, die zwischen Orient und Oxident – ohne tatsächlichen Heimatbezug leben – beigetragen.

 

Seine wissenschaftlichen juristischen als auch pädagogischen Leistungen sind überdurchschnittlich und er gilt als ein ausgewiesener Fachmann in der Erforschung der Migrationskenntnisse. Seine Darstellungen zum Bild des „neuen Gastarbeiters“ hat Eingang gefunden in den Strukturen der Bildung Osteuropas, da auch diese Länder stark von Gastarbeitern geprägt werden und diese Probleme dort ebenfalls gehäuft auftreten.

 

So hat er neben einem herausragenden öffentlichen Engagement die Integration dieser Kenntnisse nach Osteuropa gebracht und große Aufklärung betrieben. Er entwickelte eine Vision, wie eine Integrationspolitik sein müsste, um den ganzheitlichen Menschen die Förderung zu teil werden zu lassen, wie diese in einem humanistischen Europa sein sollte.

 

Seine Aktivitäten, eine Integration in Deutschland durchzusetzen, die auf gegenseitiger Toleranz und Akzeptanz ausgerichtet ist, sind beispielgebend. So war es sein vorrangiges Ziel, speziell die Integration der ausländischen Mitbürger, insbesondere solche türkischer Herkunft, durch Beratung, Schulung und praktische Hilfe im Alltag zu unterstützen und zu fördern. Dabei sollte das Verständnis dieser Menschen für das eigene soziale und kulturelle Umfeld entwickelt werden, um ihnen die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern bzw. überhaupt erst möglich zu machen.

 

In Anbetracht dieser Tatsache hat sich Herr Vural im wahrsten Sinne des Wortes um die Ethik und Religionswissenschaft verdient gemacht. Auf Grund seiner umfangreichen Kenntnisse, seinem Einsatz und seinem Engagement hat sich Herr Vural hohe Verdienste erworben.

 

Seine unterstützende Hilfe bei der Konfliktbewältigung dieser Menschen war für ihn deshalb unerlässlich. Dabei nutzte er seine vielseitigen und umfangreichen Fachkenntnisse und setzte sie sicher und zielgerichtet ein.

 

Eine ganz besondere Leistung war der Jahrelange Kampf um die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen und er war der Vorkämpfer für diese Form der humanistischen Bildung speziell an Berliner Schulen. Besonders von Bedeutung ist dieser Prozess bei der Schaffung einer Glaubenshaltung bei Kindern und Jugendlichen, um diesen zu ermöglichen, nicht nur eine schulische Ausbildung zu erreichen, die den Weg ins Leben ermöglichen, sondern auch durch die Hinwendung zur Religion eine besondere Ethik zu entwickeln, die in Europa erforderlich ist, um die Menschen für ein besseres Zusammenleben zu stärken.

 

Herr Vural hat eine besondere Vision, in die sich eine altruistische Konzeption innerhalb der Gesellschaft entwickeln und etablieren muss, eine Vision, die das Epizentrum bildet, von dem aus sich mit allen Mitteln die Kräfte der Veränderung ausbreiten und Traditionalisten überzeugt und die in der Regel von den Universitäten ausgehend sich in das Land verbreitet, um neue Leitbilder und Leitziele der jungen Generation anbieten zu können.

 

In der heutigen Zeit der Veränderungen und Umbrüche war es für Herrn Vural ein persönliches Anliegen und eine hohe menschliche und moralische Verpflichtung, sein Fachwissen ehrenamtlich in den verschiedensten Ämtern zur Verfügung zu stellen. Diese Orientierung hat sein Denken und Handeln bestimmt mit einem hohen humanitären Wirken. So hat er durch sein öffentliches Wirken einen Beitrag zur Völkerfreundschaft mit auf dem Weg gebracht. Dieser Beitrag ist eine Richtlinie insbesondere für die junge Generation und ein Motivationsfaktor für Studenten und Wissenschaftler, aber besonders für die Menschen, die anerkennen, wie wichtig es ist, dass Menschen unterschiedlicher Nationalitäten friedlich zusammen leben sollen und das jede Gesellschaft das Recht hat, ihre besondere Religion auszuüben.

 

Als Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft in Berlin und Geschäftsführer der Islamischen Föderation sowie weiterer verschiedenster Organisationen und Verbände in Deutschland hat er den Dialog nach Osten bereits in einer sehr frühen Phase aufgenommen und schon frühzeitig die politische Dimension erkannt und nicht nachgelassen in gesellschaftlichen, politischen und sozialen Umfeld dafür zu werben.

Herr Vural einen hohen wissenschaftlichen Ehrgeiz, verknüpft mit der sehr hohen sozialen Kompetenz. So setzt er sich in hervorragender Art und Weise für seine Landsleute ein. In Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen und Behörden in Deutschland hat er sehr viel dazu beigetragen, dass Arbeitssuchenden Menschen die Möglichkeit gegeben wird, in Form von Arbeitsmaßnahmen eine aussichtsreiche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu erlangen.

 

 

Menschen mit Migrationshintergrund unterliegen bereits als Kinder, Schüler und heranwachsende Jugendliche den intensiven Einflüssen und hohen Anforderungen des gesellschaftlichen Umfeldes in Deutschland.

 

Sein persönliches Engagement für den Bau von Einrichtungen / Kulturhäuser für seine Landsleute in Berlin ist beispielgebend. Die Kulturhäuser dienen als Anlaufstelle unter Gleichsprachigen zur Lösung von Alltagsproblemen, zur Weiterbildung, zur Freizeitbeschäftigung, zur Pflege der eigenen Kultur und auch zur Ausübung religiöser Aktivitäten, wie dies auch in den Gemeinden von anderen Religionsgemeinschaften selbstverständlich ist. Das Netzwerk der Kulturhäuser wird so zu einem wichtigen Teil der sozialen Infrastruktur der Stadt.

 

In Verbindung all dieser Fakten ist es erfüllend, sein Lebenswerk des hohen sozialen Engagements, verbunden mit einer wissenschaftlichen Ausrichtung und mit seinem hohen Engagement der Religionsfreiheit und Religionswissenschaft mit der großen Ehrung des Bundesverdienstkreuzes auszuzeichnen.

 

Diese Verleihung an Herrn Vural würde die Würdigung einer herausragenden Persönlichkeit sein, die sich sowohl national als auch international der Völkerfreundschaft verpflichtet fühlt und in der Migration große Verdienste erworben hat.

 

 

Berlin, 17.08.2009